Sonnenstern‑Effekte mit der Smartphone‑Kamera selbst gestalten

a landscape with bushes and trees with a sunset in the background

Der Moment ist perfekt: Die Sonne geht langsam unter, der Himmel leuchtet warm, und du möchtest das Licht so einfangen, wie es sich anfühlt – magisch, intensiv, lebendig. Genau hier kommt der Sonnenstern‑Effekt ins Spiel. Diese strahlenförmigen Lichtausbrüche, die in vielen ikonischen Landschaftsfotos zu sehen sind, wirken wie von Profis mit teurer Ausrüstung aufgenommen.

Aber: Du brauchst keine DSLR, um diesen Effekt zu erzeugen. Mit der richtigen Technik und deinem Smartphone kannst du beeindruckende Sonnenstern‑Bilder selbst gestalten – direkt auf deiner nächsten Wanderung, bei einem Spaziergang oder beim Campen in den Bergen.

In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du den Effekt gezielt einsetzt, welche Bedingungen dafür nötig sind und wie du das Beste aus deiner Smartphone‑Kamera herausholst.

Was ist ein Sonnenstern überhaupt?

Der Sonnenstern, auch Sunstar genannt, entsteht, wenn eine punktförmige Lichtquelle – etwa die Sonne – durch eine sehr kleine Öffnung fällt oder teilweise verdeckt wird. Dabei kommt es zu sogenannten Beugungseffekten: Das Licht wird an einer Kante gebrochen und erscheint in strahlenförmiger Form.

Diese Strahlen machen ein Bild besonders lebendig und verleihen ihm Tiefe. In der klassischen Fotografie hängt die Form des Sterns von der Anzahl der Blendenlamellen ab. Smartphones haben zwar keine mechanischen Blenden, doch durch clevere Bildverarbeitung und präzise Belichtung lässt sich ein sehr ähnlicher Effekt erzeugen.

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Kann mein Handy das überhaupt?

Kurz gesagt: Ja – und das sogar erstaunlich gut. Die Kamera moderner Smartphones ist so weit entwickelt, dass sie auch feinere Lichtdetails aufzeichnen kann. Zwar ist der Effekt nicht ganz so stark ausgeprägt wie bei einer Systemkamera mit Blende f/16, aber für starke, sichtbare Sonnensterne reicht es allemal.

Einige Bedingungen solltest du aber einhalten – sonst bleibt der Effekt aus oder wirkt schwach.

three yellow and red dome tents on snow capped mountain

Die fünf wichtigsten Voraussetzungen für Sonnensterne mit dem Smartphone

  1. Tief stehende Sonne: Die Lichtquelle ist dann weicher und leichter zu kontrollieren

  2. Teilweise Verdeckung der Sonne: Licht bricht sich besser an Kanten wie Bäumen oder Felsen

  3. Klare Linse ohne Schmutz: Licht wird sonst diffus und verliert seine Strahlkraft

  4. Geringe Belichtung und niedrige ISO: Überbelichtung frisst den Effekt

  5. Ruhige Hand oder Mini-Stativ: Kleinste Bewegungen können Strahlen verwischen

Schritt-für-Schritt-Anleitung: So erzeugst du den Sonnenstern‑Effekt

1. Den richtigen Zeitpunkt wählen

Ideal ist die sogenannte goldene Stunde – die erste Stunde nach Sonnenaufgang oder die letzte Stunde vor Sonnenuntergang. Das Licht ist dann weicher, wärmer und die Sonne steht tief genug, um sich gut positionieren zu lassen.

2. Vordergrund einbauen – für mehr Tiefe

Setze bewusst ein Objekt zwischen Kamera und Sonne. Gute Beispiele:

  • Ein Baum oder Ast

  • Ein Gipfelkreuz oder Felsen

  • Ein Wanderer, Zelt oder Rucksack

  • Die Kante eines Gebäudes, einer Ruine oder Hütte

Wichtig: Die Sonne sollte nicht komplett verdeckt sein, sondern nur ein kleiner Teil durchblitzen – dadurch entstehen die markanten Strahlen.

3. Smartphone richtig ausrichten

Kippe dein Handy nur minimal. Oft reicht eine Bewegung von wenigen Zentimetern, um aus einem langweiligen Lichtpunkt einen perfekten Sonnenstern zu machen.

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man in black jacket standing under blue sky during daytime

Tipp: Mach gleich mehrere Fotos in Folge, während du dich oder das Handy leicht bewegst. Hinterher suchst du den besten Sonnenstern aus.

4. Pro-Modus nutzen (wenn verfügbar)

In vielen Kamera-Apps gibt es einen Pro- oder Manuell-Modus. Dort kannst du folgende Einstellungen vornehmen:

  • ISO: 50–100 (so niedrig wie möglich)

  • Verschlusszeit: 1/500 bis 1/2000 Sekunde

  • Fokus: Unendlich (oder auf den Hintergrund)

  • Belichtung: Manuell nach unten korrigieren, um Überstrahlung zu vermeiden

Falls deine Kamera-App das nicht erlaubt, kannst du auf Apps wie Lightroom Mobile, Halide (iOS) oder ProCam X (Android) zurückgreifen.

Die besten Motive für Sonnensterne

Der Effekt kommt nicht in jedem Setting gleich gut zur Geltung. Besonders spannend sind folgende Situationen:

In der Natur

  • Sonne durch eine Lücke im Wald

  • Hinter einem Felsvorsprung beim Wandern

  • Durch Äste im Winterwald

  • Über einem Bergrücken, kurz vor dem Verschwinden

Beim Camping

  • Sonne zwischen den Zeltstangen

  • Durch Rauch oder Dunst im Morgenlicht

  • Mit einem Lagerfeuer im Vordergrund

In der Stadt

  • Sonne zwischen zwei Gebäuden

  • Über einer Kuppel, Brücke oder Kirche

  • Spiegelung in einer Pfütze oder Fensterscheibe

Bei Portraits

  • Die Sonne blitzt hinter einer Schulter hervor

  • Die Silhouette steht vor der untergehenden Sonne

  • Der Sonnenstern rahmt das Gesicht ein

brown trees on brown field during daytime

Was du vermeiden solltest

Auch wenn der Effekt einfach wirkt – es gibt typische Fehler, die ihn verhindern oder das Bild unbrauchbar machen:

  • Die Sonne ist zu zentral im Bild: Vermeide es, sie komplett sichtbar zu zeigen

  • Die Linse ist verschmutzt: Schon Fingerabdrücke oder Staub ruinieren das Bild

  • Die Kamera überbelichtet automatisch: Belichtung manuell senken

  • Das Motiv wirkt beliebig: Achte auf Komposition und Tiefe

  • Zu viele Filter: Bearbeite den Sonnenstern nicht künstlich nach – das sieht schnell unecht aus

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Extra-Tipp: Sonnenstern im Video

Der Effekt lässt sich nicht nur fotografieren – auch in kurzen Videos oder Timelapse-Aufnahmen kann er eingesetzt werden. Achte dabei auf:

  • Stabilisierung per Gimbal oder fester Unterlage

  • Zeitlupe für mehr Dramatik

  • Langsames Vorbeiziehen an Objekten, sodass die Sonne regelmäßig durchblitzt

Ein langsamer Schwenk mit mehrfachem Sonnenstern wirkt oft filmreif – auch mit dem Handy.

Fazit: Sonnensterne mit dem Handy – einfacher als du denkst

Mit ein bisschen Übung wird der Sonnenstern zu einem festen Bestandteil deiner Fotografie. Er sorgt für Spannung, Tiefe und einen professionellen Look – auch in Bildern, die sonst eher unscheinbar wären.

Smartphone-Kameras sind inzwischen so leistungsstark, dass du keine Spiegelreflex brauchst, um diesen Effekt einzufangen. Alles, was du brauchst, ist das richtige Timing, ein klarer Blick für Komposition – und die Bereitschaft, ein paar Versuche mehr zu machen.

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